Afrika: Noch 200 Jahre arm

Auteur: 
David Cronin

 

 

 

Die Länder im Afrika südlich der Sahara stehen nach Ansicht einer internationalen Nichtregierungsorganisation vor weiteren 200 Jahren der extremen Armut, wenn die Weltgemeinschaft nicht kategorisch umdenkt. Es sei höchste Zeit, die Rechte der Menschen in armen Staaten – und gerade ihre wirtschaftlichen und sozialen Rechte – über die Rechte der multinationalen Konzerne zu stellen, fordert 'Social Watch' mit Sitz in Uruguay.

Brüssel. Die Länder im Afrika südlich der Sahara stehen nach Ansicht einer internationalen Nichtregierungsorganisation vor weiteren 200 Jahren der extremen Armut, wenn die Weltgemeinschaft nicht kategorisch umdenkt. Es sei höchste Zeit, die Rechte der Menschen in armen Staaten – und gerade ihre wirtschaftlichen und sozialen Rechte – über die Rechte der multinationalen Konzerne zu stellen, fordert 'Social Watch' mit Sitz in Uruguay.

Social Watch-Koordinator Robert Bissio verlangt nicht zuletzt angesichts der globalen Finanzkrise eine Wende. Die Krise werde sich auf die armen Staaten, die sie in nichts zu verantworten hätten, eklatant auswirken. So müsse damit gerechnet werden, dass die immer wichtiger werdenden Auslandsüberweisungen der Arbeitsmigranten einbrächen.

In den letzten 20 Jahren habe die Welt vornehmlich die Rechte der transnationalen Konzerne gefördert und die armen Staaten daran gehindert, von deren Investitionen zu profitieren. Das müsse sich ändern. Nach Angaben der Weltbank verlassen jährlich 800 Milliarden US-Dollar unversteuert die armen Länder. Ein Achtel davon erhalten die Staaten in Form von Entwicklungshilfe.

Kaum Fortschritte

Nach einem der letzten Berichte von Social Watch haben 80 Staaten, in denen etwa die Hälfte der Weltbevölkerung lebt, seit dem Jahr 2000 kaum oder nur geringe Fortschritte bei drei essentiellen Herausforderungen erreichen können. Schlecht schneiden sie ab bei der Todesrate der unter Fünfjährigen, der Zahl der Kinder, die die Grundschule beenden, und dem Anteil der Geburten, die unter professioneller Aufsicht stattfinden.

In nur 16 Staaten hat sich die Situation verbessert. Dazu gehört Indien mit seinen 1,6 Milliarden Menschen. Für 150 Millionen Menschen in anderen Ländern aber sind Rückschritte zu verzeichnen. In diese Kategorie fallen in Afrika Benin, Malawi, Niger und der Tschad sowie im Nahen Osten der Jemen. Nicht verändert hat sich die Situation in Ghana, Madagaskar, Nigeria und Uganda auf dem afrikanischen Kontinent und in Bangladesch in Südasien.

Potenzial der Frauen verschenkt

Auch Reed Brody von 'Human Rights Watch' (HRW), eine internationale Menschenrechtsorganisation mit Sitz in New York, fordert dringend einen Konjunkturplan für die Menschenrechte. Er erinnert daran, dass bis heute 60 Prozent aller Staaten keinerlei Fortschritte im Bereich der Bildungsförderung für Frauen vorzuweisen haben.

"Wer Frauen aus der Diskriminierung und von den alltäglichen gesundheitlichen Problemen befreit, entfesselt das Potenzial der halben Menschheit und lässt es zum Wirtschaftswachstum beitragen", erläutert Brody.

EU-Hilfe nützt vor allem der Union

Wie Social Watch moniert auch 'Eurostep', ein Hilfsbündnis mit Sitz in Brüssel, dass viele Entwicklungspläne mehr Wert auf ein günstiges Investitionsklima für westliche Firmen legten als auf eine Verbesserung der Lage in den Ländern, die diesen Unternehmen Unsummen in die Kasse spülten.

Als Beispiel nennt Simon Stocker von Eurostep die Hilfspläne der Europäischen Union für die Staaten im afrikanisch-karibisch-pazifischen Raum (AKP). Von diesen 70 Plänen nennen weniger als zehn die Bereiche Gesundheit und Bildung als Prioritäten. Offenkundig sei der EU mehr an der Förderung ihrer eigenen wirtschaftlichen Interessen gelegen als an der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Hilfsempfänger.

Das alles verträgt sich schlecht mit den 2000 bei den Vereinten Nationen beschlossenen Millenniumsentwicklungszielen (MDGs). Die MDGs sehen bis 2015 die Halbierung von Armut und Hunger vor, Grundschulbildung für alle, die Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frau, die Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeit, die Bekämpfung schwerer Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria, die Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit und den Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft zwischen den Ländern des Nordens und Südens. (afrika.info/IPS)

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